“Die wichtigste Bedeutung des Zusammenschlusses ist eben die soziale Unterstützung und das gemeinsame Lösen von Problemen und nicht unbedingt die Aktion im Sinne eines interessanten, temperamentvoll überschäumenden und bisweilen sogar gesundheitsgefährdenden Hundesports. ” [Gansloßer U., Kitchenham K.: Beziehung – Erziehung – Bindung]
Im Laufe der Zeit gibt’s für mich immer mehr Worte, die einfach gar nicht mehr gehen und völlig am Ziel vorbei sind. In Sachen Hund bin ich von Training über Erziehung jetzt zu Beziehung (und folgend Bindung) gekommen und hier kommt das Warum:
Training
Ja klar … wir gehen natürlich mit dem Hund mal in die Hundeschule oder zum Training und üben brav Sitz – Platz – Fuß – Bleib … auf dem Hundeplatz und wenn’s gut geht auch mal unterwegs. Dafür gibt’s Leckerlis verschiedenster Qualität, was ja auch notwendig ist (und immer bleiben wird), weil es einfach Tricks sind, die wir unseren Hunden da beibringen. Ob das überhaupt sinnvoll ist, was der jeweilige Hund dabei empfindet oder ob das im Alltag jemals so gebraucht wird, wird schon mal nicht hinterfragt – das ist es, was das Tier zu können hat und fertig. Ach ja: ablegen und weggehen wäre dann auch noch gaaaaaanz wichtig für die Prüfung … und – je nach Charakter und Entwicklungsstand des Hundes bzw. der Bindung zum Menschen – ein absoluter Horror (stell es dir einfach mal für dich selbst vor: du bist gerade in der Kennenlern-Phase und deine neue Partnerin / dein neuer Partner verlangt von dir, dich mitten in einer komplett fremden Stadt auf den Boden zu legen, dort zu bleiben und geht weg – ohne dir zu sagen, wann sie / er wiederkommt und ob überhaupt!). Also hab ich für mich beschlossen: Training ist super, wenn es wirklich um Tricks geht – unbrauchbar für den Alltag mit Hund, auch weil ich ja jeden Trick in jeder Umgebung neu üben müsste.
Erziehung
Der nächste Schritt meiner persönlichen Entwicklung für den Alltag mit Hund: ich bringe dem Tier also bei, was geht und was nicht geht. Da war ich von Anfang an ein bisschen zwiegespalten, weil ich mich als Mama immer gegen den Begriff ER-ZIEH-UNG gewehrt habe – nein, ich will mein Kind (und auch meinen Hund) nicht irgendwo hin-/her-/rauf-/weg-ziehen. Aber begrifflich ist mir dazu noch nichts besseres eingefallen … und in Teilbereichen bin ich auch noch immer dort, weil es einfach wichtig ist, Grenzen zu setzen. Ich muss meinem Hund natürlich auch sagen dürfen, dass es nicht ok ist, wenn er mir wehtut und dass er auch nicht jedes Hauseck zu markieren hat. Die Frage ist aber, wie ich das tue und warum mein Hund zu dem Schluss kommt, dass mein “Wunsch” relevant ist.
Beziehung
Okay, okay … wir ziehen schon wieder 😅
Beziehung und darauf aufbauende Bindung ist das, was wir wirklich brauchen … nicht nur, weil wir selbst soziale Wesen sind und uns ganz ohne Bindungen wirklich schwer tun – auch unsere Hunde sollen sich an uns binden. Wenn wir dort angekommen sind, wird alles ganz einfach: das Gruselgitter kann uns genauso wenig wie der dunkel gekleidete Läufer mit Hoodie in der Finsternis. Der Weg dorthin ist etwas länger, weil wir uns immer und immer wieder beweisen müssen, dass wir uns aufeinander verlassen können. Aber (siehe oben) das ist das wichtigste Argument, warum unser Hund bei uns bleiben WILL (nicht muss, weil er tatsächlich eh keine andere Chance hat, nicht weil wir zum 1.345 Mal Rückruf trainiert haben,…).
Und allein für dieses Gefühl, dass mein Hund sich freiwillig dafür entscheidet, gerne mit mir zusammenzuleben, gebe ich wirklich alles!
Es gibt auch noch viele, viele andere gute Gründe und positive Side-Effects … und für den Einstieg in das Thema kannst du dir den Mini-Online-Kurs “Der AHA-Moment für Hundeliebhaberinnen” holen. Aber VORSICHT: es kann sein, dass du dein Mindset ändern und dich auch mit deinen Schwächen beschäftigen, dafür aber eine großartige Leaderin wirst!
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